Wie wird man eigentlich Heilpraktiker ?

Seit einiger Zeit gibt es in den Medien verstärkt Kampagnen gegen den Heilpraktikerberuf. In schlecht recherchierten Artikeln ( die teilweise eher persönliche Meinungen darstellen ) wird über Diagnosemethoden und Behandlungsformen in Naturheilpraxen berichtet. Häufig stellen die dokumentierten Fälle allerdings in keiner Weise den üblichen Ablauf und die Arbeit in einer seriösen Naturheilpraxis dar. Es wird der Eindruck erweckt, Heilpraktiker könne man so ganz nebenbei werden und sich dann ohne entsprechende Kenntnisse in das Praxisleben stürzen. Dass sich unter Heilpraktikern jede Menge Scharlatane tummeln würden, die mit dubiosen, esoterischen Praktiken arbeiten. Deswegen hier einmal von meiner Seite eine Klarstellung:

Ich selber habe von 1994 bis 1997 meine Ausbildung zur Heilpraktikerin gemacht. Ich bin dafür drei Jahre lang jeden Tag auf eine sehr gute Fachverbandsschule ( Arcana Schule Hamburg ) gegangen. Diese Ausbildung wurde mit einer schulischen Prüfung abgeschlossen. Allerdings kam dann erst die eigentlich entscheidende Prüfung, nämlich die amtsärztliche Prüfung im Gesundheitsamt in Hamburg. Mein Wissensstand ist also von Ärzten überprüft worden. Zuerst schriftlich, dann mündlich. Inzwischen arbeite ich seit zwanzig Jahren als Dozentin an einer großen hamburger Heilpraktikerschule www.hafn.de / Die Grüne Schule , die ich auch mit gegründet habe. Unsere Schüler gehen zwar nicht jeden Tag zur Schule, da die meisten die Ausbildung berufsbegleitend machen. Dennoch müssen sie extrem viel lernen. Es sind auch eher Menschen, die das typische Studentenalter schon hinter sich haben. Also meistens gestandene Menschen, die sich beruflich noch einmal umorientieren wollen. Eine ganze Reihe unserer Schüler haben schon einmal ein Studium abgeschlossen, nur eben in einem anderen Bereich und zum Teil in leitenden Positionen gearbeitet. Wir haben Schüler mit medizinischer Vorbildung. Das sind häufig Krankenschwestern, Pfleger, Hebammen, Rettungssanitäter, Apotheker, Physiotherapeuten, Logopäden, Ergotherapeuten. Aber auch Schüler ohne medizinische Vorbildung. In einem Vorgespräch wird sehr genau geschaut, wer eigentlich für diesen Beruf geeignet ist und wer eben nicht.

Die Ausbildung selber ist sehr anstrengend und anspruchsvoll. In den zweieinhalb Jahren der Ausbildung bekommen unsere Schüler ( und das gilt für alle anderen seriösen Heilpraktikerschulen genauso ) ein sehr umfangreiches medizinisches Wissen ( das zwar einem Medizinstudium nicht gleichgesetzt werden kann, aber doch deutlich umfangreicher als ein Ausbildung zur Krankenschwester/ Pfleger ist ) . Es werden regelmäßig Klausuren geschrieben und es gibt sowohl eine Zwischen- wie auch eine Abschlussprüfung. Die Schüler besuchen meistens zusätzlich eine ganze Reihe von Wochenendseminaren, um sich erste naturheilkundliche Kenntnisse anzueignen. Die Prüfungsvorbereitung ist sehr umfangreich und für die Schüler eine große Herausforderung. Wer die Schulprüfung bestanden hat, macht dann eine amtsärztliche Prüfung. Zuerst schriftlich und bei Bestehen dann mündlich. Die Prüfungen sind inzwischen bundesweit einheitlich geregelt. Also, egal ob man in Bayern oder Hamburg geprüft wird, der Stoff ist der Gleiche. Das Niveau der amtsärztlichen Prüfung ist inzwischen auf einem derart hohen Niveau, dass man sie definitiv nicht bestehen kann, wenn man nicht sehr gut ausgebildet ist. Und, das gelingt nur in einer guten Schule und ist weder in einem „Heimstudium“ noch einer kurzen Intensivausbildung zu schaffen. Bei der mündlichen Prüfung, die von einem Amtsarzt abgenommen wird, sind inzwischen auch Heilpraktiker als Beisitzer ( momentan der Vorsitzende des Fachverbandes deutscher Heilpraktiker www.heilpraktikerhamburg.de ) dabei. Dadurch wird sicher gestellt, dass die Prüflinge nicht nur sichere medizinische Kenntnisse haben sondern auch über ein gutes naturheilkundliches Wissen verfügt. Erst mit Bestehen der amtsärztlichen Prüfung bekommen Heilpraktiker ihre Zulassung. Ich glaube, man darf den prüfenden Ärzten schon zutrauen, dass sie entscheiden können, wer für diesen Beruf die nötigen medizinischen Kenntnisse mitbringt und wer nicht. Es fallen nämlich viele Schüler durch die Prüfung durch. Und dann geht es für die meisten erst richtig los. Unsere Schüler bekommen die Möglichkeit, unter Aufsicht von erfahrenen Kollegen eigene Patienten zu behandeln. Sie werden dabei die ganze Zeit supervediert. Und im Allgemeinen machen die jungen Kollegen jetzt eine ganze Reihe von weiteren naturheilkundlichen Aus- und Fortbildungen. Denn ohne wirklich gute Fähigkeiten, trauen sich die meisten gar keine eigene Praxis zu. Wir leben davon, dass wir erfolgreich sind und von unseren zufriedenen Patienten weiterempfohlen werden.

Ein weiteres Qualitätskriterium ist die Mitgliedschaft in einem der großen Berufsverbände. Sei es der Fachverband deutscher Heilpraktiker www.heilpraktikerhamburg.de ( FdH ) oder der Bund deutscher Heilpraktiker ( BDH ). Diese Verbände nehmen nur Mitglieder auf, die über eine entsprechend gute Ausbildung verfügen. Das machen die Verbände schon aus Eigenschutz. Als Heilpraktiker und vor allem als Verbandsmitglied, ist man gesetzlich zu kontinuierlichen Fortbildungen verpflichtet, die auch regelmäßig von unseren Berufsverbänden angeboten werden ( und mit einem Punktesystem, ähnlich wie bei Ärzten dokumentiert werden ) . Und eine ganze Reihe dieser Fortbildungen werden von Ärzten gehalten.

Dabei ist allerdings ganz wichtig : wir sind keine „Ärzte light “ sondern ein ganz eigener Berufsstand. Die Naturheilkunde hat eine uralte Tradition. Sie wurde früher von heilkundigen Laien ausgeübt. Menschen, die sich vor allem sehr gut mit Heilpflanzen auskannten. Diese Kräuterfrauen- und Männer haben ihr Wissen nicht an Universitäten erlernt sondern häufig wurde es in Familien weitergegeben. Daneben gab es auch den großen Bereich der Klostermedizin. In dieser Tradition stehen wir Heilpraktiker eigentlich. Und dann haben Ärzte früher natürlich hauptsächlich pflanzliche Medikamente eingesetzt, da es ja gar nichts anderes gab. Warum jetzt nur noch chemische Medikamente eingesetzt werden sollten, ist eigentlich nicht verständlich. Es sei denn, man fängt an, über Umsatzentwicklungen großer Pharmakonzerne nachzudenken. Denn, die Hersteller von naturheilkundichen Medikamenten sind im allgemeinen mittelständische Unternehmen, die z.T. noch inhabergeführt in zweiter oder dritter Generation geführt werden. Das sind die nicht großen „Player“ auf dem Pharmamarkt.

Wichtig ist allerdings : so gut und wichtig die Naturheilkunde auch ist, sie hat ganz klar ihre Grenzen. Und ein seriöser Heilpraktiker kann das auch sicher einschätzen. Es gibt eine ganze Reihe von Erkrankungen, die z.B. eine Antibiose erfordern und kein vernünftiger Heilpraktiker wird seinem Patienten davon abraten. Wir unterliegen ja immer der Sorgfaltspflicht. Und als erster Stelle steht das Wohl des Patienten. Dass dies fast immer so gehandhabt wird, zeigt sich an unseren Beiträgen für die Berufshaftpflichtversicherung. Wir bezahlen nur einen Bruchteil dessen, was ein Arzt bezahlen muss. Das liegt jetzt nicht nur daran, dass unsere Praxen im Allgemeinen kleiner sind, sondern daran, dass es extrem selten zu Zwischenfällen in Naturheilpraxen kommt. Versicherungen sind profitorientierte Unternehmen, die sehr genau einschätzen können, wie hoch das Risiko ist, im Schadensfall für einen Heilpraktiker Schadensersatz leisten zu müssen. Daran bemißt sich immer die Höhe des Beitrages für die Berufshaftpflichtversicherung. Und, dieser Beitrag ist bei Heilpraktikern verschwinden gering. Eben weil Versicherungen so selten für Heilpraktiker zahlen müssen.

Ich hoffe, ich habe Ihnen jetzt einen kleinen Einblick in die Ausbildung und die Vorgehensweise eines Heilpraktikers gegeben. Meiner Ansicht nach ist die Naturheilkunde eine wichtige Ergänzung zur Schulmedizin. Dennoch ist und bleibt die klassische Schulmedizin der wichtigste Pfeiler unseres Gesundheitssystems. Niemand möchte bei entsprechender Indikation auf Antibiotika, Kortison, ect. verzichten. Genauso wenig wie auf ein CT, MRT, ect. Der Königsweg liegt meiner Ansicht nach in der Kombination beider Arten, Medizin zu betreiben und dem respektvollen Anerkennen der Fähigkeiten beider Disziplinen. Damit ist dem Wohl des Patienten am besten gedient.

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